Pelzliebhaber

14. Januar 2016 , In: Tina , With: 2 Comments
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Gestern bin ich die Hohenzollernstraße in München entlanggeschlendert und bin unter anderem auch an einem Laden vorbeigekommen, der Baby- und Kindersachen verkauft. Eigentlich hatte ich mir überlegt, Liv eine Kleinigkeit mitzubringen aber als ich gesehen hab, was alles vor dem Schaufenster ausgestellt war, hatte sich dieser Plan erledigt: Daunenjacken in verschiedenen Farben und Größen, die meisten davon mit Echtpelzkragen.

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Ich möchte hier jetzt nicht mit erhobenem Zeigefinger dastehen und muss zugeben, dass auch ich sicher nicht alles richtig mache. Ich bin mir auch nicht bei allen Shampoos und Kosmetikprodukten, die ich verwende, absolut sicher, dass die Firma keine Tierversuche macht. Ich achte darauf – aber manchmal mischt sich halt auch ein Produkt darunter, das dann nicht im Müll landet.

Was ich aber noch NIE getragen habe und was definitiv ein absolutes NO GO ist, ist Echtpelz. Egal ob als ganzer Mantel oder auch nur als Bommel an der Mütze: jeder zivilisierte Mensch, der ein bisschen Empathie in sich trägt, sollte wissen, welches Leid damit verbunden ist. Seit Ewigkeiten unterstütze ich diverse Tierschutzorganisationen in diesem Bereich, habe mich vor einigen Jahren sogar mal mitten in der Münchner Innenstadt mit einem blutigen Pelz bekleidet in einen Käfig gehockt. Draußen hatte es 30 Grad, mir lief das Wasser runter und ich habe mich ein bisschen geschämt. Aber ich bin felsenfest davon überzeugt, dass man beim Thema „Pelz“ so lange laut und aktiv sein muss, bis es keinerlei Pelzfarmen mehr gibt und in China kein einziger Hund und keine einzige Katze mehr gefangen wird, denen danach auf grausamste Art und Weise das Fell abgezogen wird.

Und so macht es mich auch jedes Mal richtig wütend, wenn ich Kinder sehe, die Pelzbesatz an ihrer Jacke haben. Ich verstehe durchaus, dass man seinen Nachwuchs stylisch und cool kleiden möchte. Geht mir mit Liv nicht anders, wobei sich das Thema aktuell eh erledigt hat, da Liv seit ein paar Tagen Brei bekommt:) Aber was ich nicht nachvollziehen kann: Warum müssen 2-Jährige Jacken mit Pelzkragen tragen? Und ja, es gibt sogar Kids, die einen kompletten Pelzmantel übergezogen haben. Wenn die dann noch einen Hund an der Leine haben, muss ich mich jedes Mal zusammenreißen, dass ich sie nicht frage, warum sie die toten Freunde ihres Vierbeiners tragen. Denken die Eltern wirklich, so etwas wäre ein Statussymbol? Das Kind kann nichts dafür, es weiß ja noch nicht, was es da trägt. Im Gegenteil: Eigentlich muss man eher Mitleid mit ihm haben, da seine Eltern ihm nie Verantwortung gegenüber der Umwelt und ihren Lebewesen beibringen werden.

Denn sind wir doch mal ehrlich: Wer Echtpelzt trägt, trägt auch Daune, macht sich keine Gedanken bezüglich Tierversuchen und achtet auch in anderen Bereichen nicht auf seinen ökologischen Fußabdruck. Sondern läuft einfach blind und ignorant durch diese Welt.  Und während die Eltern mitsamt ihrer Kids in ihren Moncler-, Woolrich- oder „was weiß ich für“-Jacken durch München stolzieren und denken, sie wären cool und privilegiert, sind sie doch nur von GESTERN. Die Menschen, die wirklich smart sind, fahren inzwischen mit dem Rad statt mit dem Auto, schmieren sich Weleda-Creme statt la prairie ins Gesicht und gehen auch mal vegan essen statt ins Steakhouse. Man muss nicht mehr nach AUSSEN tragen, was man hat oder denkt zu haben. Denn das ist doch bei den meisten Pelzträgern der Hauptgrund, Tier zu tragen: Es soll teuer, edel und luxuriös wirken. Blickt man jedoch ein bisschen hinter die Kulissen, weiß man, dass Echtpelz mittlerweile oft günstiger verkauft wird als Fake-Pelz. Klar, ein Hundeleben in China ist so gut wie nichts wert und die Mitarbeiter in den Pelzfirmen dort erhalten natürlich auch kein faires Gehalt.

Deshalb hoffe ich, dass in der Bevölkerung IRGENDWANN ein Umdenken geschieht. Denn nur, wenn Pelz keinen Abnehmer mehr findet, werden die Firmen aufhören, die armen Tiere zu quälen. Und nur, wenn man seinen Kindern beibringt, Respekt vor anderen Lebewesen zu haben, werden sie später zu Erwachsenen, die Empathie und Verantwortung gegenüber ihrer Umwelt in sich tragen. Und genau das ist es doch, worum es eigentlich geht.

Foto: PETA

Titelfoto: Gabor Geissler

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    • Wolfgang Bock
    • 15. Januar 2016
    Antworten

    Wer es jetzt noch nicht begriffen hat welches Leid mit diesen Accessoires verbunden ist ….

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    • Armin Quast
    • 4. November 2016
    Antworten

    Mein Großvater war Jäger aus Leidenschaft und hat immer darauf geachtet, kein Tier, dass nicht alt oder krank war, zu schießen. Die Ausnahme von dieser Regel war, dass Tiere geschossen wurden wenn der Bestand einer Tierart zu groß war – damit der Rest überleben konnte. Aber es wurde auch dann kein Tier zu mehr als erforderlich erlegt. Trophäenjäger mochte er nicht.
    Ich habe viel über die Tiere, die Pflanzen und die Natur von ihm gelernt. Echtpelz hat er nie getragen.

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Tina und Meike

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