Muss es unbedingt DAS Instrument sein, Kind? Ein heiteres Gesprächsprotokoll.

20. April 2016 , In: Meike, ZweiBlicke , With: No Comments
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„Mama, ich will ein Instrument lernen.“
Seit über einem Jahr eiern Sohn und ich um dieses Thema rum und kommen zu keinem Entschluss. Neuer Tag, neues Glück.
„Schatz, das ist eine tolle Idee. Dann kannst du Oma und Opa zu Weihnachten auf dem Klavier vorspielen!“
Hach, Klavier spielen zu können. Das war schon immer mein Traum. Eigentlich könnten wir doch Partnerstunden buchen?!
„Ich will nicht Klavier spielen. Ich will Oboe spielen.“
OBOE? WTF ist Oboe nochmal? Was will der denn mit Oboe?
Gibt´s irgendwen auf der Welt, der bekannt für sein hervorragendes Oboe-Spiel ist?
Heißt das überhaupt Oboe-Spiel oder Oboen-Spiel?
Ich google! „Die Oboe ist ein Holzblasinstrument mit Doppelrohrblatt. Ihr Name leitet sich vom französischen hautbois her, das so viel wie „hohes oder lautes Holz“ bedeutet!“ LAUT und HOCH. Fällt aus. Meine Nerven, meine Ohren. Oboe ist nicht sexy. Klavier ist sexy.

„Oboe fällt aus!“
„Manno, warum denn?“
„Oboe und du das passt doch nicht!“
Spiel doch Klavier, Kind, spiel doch Klavieeeeer!!!
„Spiel doch lieber Klavier, Schatz? Komm! Ich wäre froh, ich könnte Klavier spielen. Vielleicht lern ich es  zusammen mit dir!“
„Ich will gar nicht, dass du da dabei bist!“
Also bis jetzt sollte ich doch auch überall hin mitkommen. Plötzlich nicht mehr. Pah! Klinge ich wie eine hysterische Ehefrau?
„Ach, Matheo, echt? Oboooeeeee?“
Ich ziehe das „e“ von Oboe extra in die Länge und klimpere mit den Augen. Bei seinem Vater klappt das manchmal.
Keine Reaktion.
Ich google schnell noch ein weiteres Mal. Ich will wissen, ob es auch nur einen einzigen Oboisten gibt, dessen Name ich wenigstens schon mal gehört hab. Nix. Gähnende Leere in meinem Kopf als ich die Liste betrachte. Ganz offensichtlich sind Oboisten Rockstars des 18. Jahrhunderts. Heutzutage kreischt da keiner mehr.
„Ach neee, Mama, das war ja gar nicht Oboe!“
 HOFFNUNG!
„SONDERN?“
Gitarre? (Jimmi Hendrix, Eric Clapton, Keith Richards, Slash, Angus Young,… auf Wikipedia kenn ich so gut wie jeden Namen auf der Bestenliste.)
Geige? (Antonio Vivaldi, Paganini, tausend mehr und sogar David Garrett hat´s mit dem Geigen zu was gebracht.) Schlagzeug? (Ringo Starr, Phil Collins, Travis Barker, Lars Ulrich,… ja auch hier kennt man wen!)

„Kontrabass!“
Matheo strahlt.
Ich schweige und lese: Der Kontrabass ist das tiefste und größte Streichinstrument. (Wikipedia). Ich weiß gar nicht wie ich das finden soll.
Würde ich dem Kontrabass-Typen meinen Slip auf die Bühne zuwerfen? Also rein hypothethisch.
Nein. Dem Schlagzeuger schon. Mein Sohn soll einer sein, dem die Mädels den Slip zuwerfen. Also rein metaphorisch.
Ich bin egoistisch. Shit, ja, das bin ich.
Soll der Junge doch lernen, was er will.
Vielleicht will er ja auch gar keine Slips zugeworfen bekommen?

Ich wollte Blockflöte lernen. Unbedingt. Scheiß Idee übrigens. Hätten mich meine Eltern doch bloß gezwungen Klavier zu spielen. Und jetzt kommt mein Sohn mit Kontrabass.
Zwingen oder lassen? Zwingen oder lassen?
Aaaaahhh.
„Wie kommt man auf Kontrabass, Schatz?“
Gaaaar nicht am besten. Jedenfalls in meiner Welt.
„Hast du das im Fernsehen gesehen? Oder in der Schule? Weißt du überhaupt, was das ist?
Kontrabass. Will der mich ins Grab bringen? Alleine, das Ding von A nach B zu schleppen.
„Ein Streichinstrument. Ein großes!“
Tadaa.
Okay, er weiß es. Trotzdem. Ein letztes Aufbäumen. Lieber Gott, es wurde schon aus der Fußballnummer nix, tu mir doch das jetzt bitte nicht an.

Kann´s nicht Gitarre sein? Da könnte er cool am Lagerfeuer für die Mädels spielen. Da stehen wir Mädels drauf.
Aber, wenn er doch nicht will.
Wie würde denn eine gute Mutter reagieren?
„Schatz, es ist nicht richtig, dir meine Wünsche aufzudrängen. Wenn Kontrabass dein Wunsch ist, dann will ich dir da keine Steine in den Weg legen!“
Geschafft! Ging doch!
„Mama, ich überlegs mir nochmal. Man muss sich ja nicht sofort entscheiden. Ich bin ja erst acht.“
Recht hat er! Und ein Lang Lang wird aller Voraussicht nach ja eh nicht aus ihm;-) Muss es auch nicht. Er soll Freude an der Musik haben, nur das zählt. Egal wie ich das finde. Ja, das ist der richtige Weg. Unser Weg.
„So machen wir das. Ich bin sicher du findest etwas, das dir Spaß macht. Und darauf kommt´s ja an.“
Yeah! Ich bin eine gute Mutter. 
„Ah, Mama, jetzt weiß ich es! Das hab ich letztens im Musikunterricht gespielt und das war lustig: Triangel.“
TRIANGEL? Ich glaub, mein Schwein pfeift. Triangel ist kein Instrument. Zumindest nicht in meiner Welt.
Wenn ich als Mutter eines Triangelspielers ein Konzert meines Sohnes besuche, ist das noch schrecklicher als alles andere. Das ertrag ich nicht.
Dann lieber Oboe. Oder Kontrabass. 

„Triangel fällt aus!“

to be continued… 😉

 

 

Foto: www.gratisography.com

 

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Tina und Meike

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